Milch dekoration
11.01.2021

Lukas Bucheli: Von der Pike auf

Lukas Bucheli ist 38 Jahre alt, war zuletzt Marketing Director eines bedeutenden Milchindustriekonzerns in Shanghai – und drückt nun als Lernender wieder die Schulbank. Für ein Gespräch über seine Beweggründe und Ziele trafen wir ihn im Lehrbetrieb.


Die Evolution verläuft nicht nur in der Biologie manchmal seltsam. Auch Karrieren entwickeln sich mitunter anders als vorgestellt. «Es ist der nächste Schritt in meiner Karriere, kein Rückschritt», stellt Lukas Bucheli klar. Bucheli ist seit diesem Sommer in Ausbildung zum Milchtechnologen EFZ am Institut Agricole de Grangeneuve. Mit 38 Jahren noch eine Lehre zu beginnen, bleibt trotz grösserer beruflicher Mobilität (siehe Kasten unten) aussergewöhnlich.


Vom Akademiker...

Der aus Wünnewil im Kanton Freiburg stammende Bucheli ging mit 16 Jahren zuerst ans Gymnasium und danach an die Wirtschaftsfakultät der Universität Freiburg, inklusive zwei Semestern im schwedischen Lund. Erste berufliche Erfahrungen konnte er noch während dem Studium an der Schweizer Börse sammeln und nach dem Studienabschluss folgte eine Festanstellung bei Beiersdorf (mit Marken wie NIVEA, Labello etc) in Reinach. Dort habe er Marketing von der Pike auf gelernt, wie er sagt.


Knapp 4 Jahre später kam der Wechsel als Marketing Manager zu Savencia Schweiz. Marken wie Caprice des Dieux oder Le Tartare gehören zum französischen Milchkonzern. Er habe sich immer gerne mit Lebensmitteln beschäftigt, sagt der passionierte Hobby-Koch zu diesem Wechsel. Nach knapp 3 Jahren wechselte Lukas Bucheli innerhalb des Savencia-Konzerns an den Standort Wiesbaden in Deutschland. «Grösserer Markt, grössere Verantwortung, wiederum spannende, neue Marken» ist die Antwort, wenn man Bucheli fragt, was ihn zu diesem Schritt bewogen hat. «Im Ausland zu arbeiten führt immer auch zu einem neuen Blickwinkel», resümiert Bucheli, der dann nach knapp drei Jahren in Deutschland zum Marketing Director für den chinesischen Markt aufstieg. In Shanghai führte er über ein Dutzend Leute und lernte vor allem eine neue Kultur mit teils völlig unterschiedlichem Konsumverhalten kennen. «Milchprodukte sind in China bereits jetzt sehr wichtig, aber den Käse, wie wir ihn kennen, essen sie selten. Dafür Schmelzkäse mit Grüntee-Geschmack.»



...zum Unternehmer

Die Erfahrungen im beinahe unerschöpflichen Wachstumsmarkt China, gepaart mit dem hohen Grad an Digitalisierung führten irgendwann zur Idee, ein eigenes Geschäft zu betreiben. Eine Crèmerie in China hätte zweifellos Potenzial gehabt, aber so ein Geschäft aufzubauen und zu etablieren hätte eben auch Zeit verschlungen. Jahre, die er und seine Frau Marie nicht unbedingt im fernen China verbringen wollten. Zudem fehlte noch ein wichtiges Puzzleteil: das Know-how der Produktion. Konzipieren, bewerben und Handel betreiben wird nur von Erfolg gekrönt, wenn die Produktqualität stimmt. Als weit gereister Marketer konnte er oft mit den Ingenieuren über die Produkte sprechen, doch das Wissen um den Rohstoff und die Verarbeitungsmöglichkeiten war natürlich nicht auf derselben Stufe. Durch eine Lehre als Milchtechnologe holt sich Lukas Bucheli nun die Fertigkeiten, um künftig selbst Milchprodukte nach seinem Gusto herzustellen und bei der Entwicklung als Fachmann mitbestimmen zu können.


Den Wechsel vom Bürostuhl in die Käserei hat er – trotz finanzieller Einbussen – noch keine Minute bereut: «Es ist wirklich extrem abwechslungsreich. Alleine das Einlaben! Es ist schlicht ein magischer Moment, der selbst für den Kollegen mit 25 Jahren Berufserfahrung nichts an seiner Faszination eingebüsst hat.»


Das Fernziel ist ein eigener Betrieb. Für motivierte und visionäre Berufsleute wie ihn sollten sich in den nächsten Jahren genügend Möglichkeiten für eine Betriebsübernahme ergeben, «aber eine Garantie dafür erhalte ich nicht», ist er sich bewusst. «Ich möchte etwas aufbauen oder ausbauen und meinen Kindern dereinst etwas hinterlassen können», sagt Lukas Bucheli. Der Nachwuchs wäre seit kurzem da: Im Oktober konnten sich er und seine Frau über die Geburt von Sohn Éloi freuen.


Fakten: Berufliche Mobilität in der Schweiz

Laut Studien wechselt rund ein Viertel innerhalb weniger Jahre nach dem Abschluss der ersten beruflichen Grundbildung das Berufsfeld. Jährlich absolvieren in der Schweiz mehr als 9'000 über 25-Jährige noch ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder ein eidgenössisches Berufsattest (EBA) – bei insgesamt rund 70'000 Abschlüssen pro Jahr.

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