Beat Buob amtet seit vielen Jahren als Experte bei den praktischen Prüfungen der MilchtechnologInnen und MilchpraktikerInnen. Die Prüfungen in diesem Jahr boten auch für einen erfahrenen Fachmann wie ihn Neues.
Die oft gerühmte Durchlässigkeit des Schweizer Bildungssystems hat Beat Buob bereits vor langer Zeit kennen gelernt: Der inzwischen 53-Jährige hatte die KV-Lehre absolviert und war kurz vor seiner Rekrutenschule als Temporärer in die Joghurtproduktion von Emmi vermittelt worden. Dort wurde er gefördert, machte die Zusatzlehre als Molkerist und hängte anschliessend gleich noch die Fachschule in Rüti an. So kommt es, dass aus dem ehemaligen KV-Lehrling mittlerweile der Leiter Produktion bei Emmi in Emmen geworden ist. Den ursprünglich gehegten Wunsch, als Berufsschullehrer tätig zu sein, konnte er sich stückweit erfüllen, indem er als Prüfungsexperte seit rund zwei Jahrzehnten praktische Arbeiten abnimmt (und lange in der QS-Kommission in Sursee arbeitete).
Auch in diesem Jahr hat Beat Buob wieder als Prüfungsexperte gearbeitet. Bei den drei abgenommenen praktischen Arbeiten kam es auch zu einem Novum: Kommunikation mit Hilfe von Noise-Cancelling-Kopfhörern. Um die vom BAG empfohlenen Massnahmen einhalten zu können, wurden einerseits Schutzmasken an die Hauptexperten verschickt. Andererseits galt es weiterhin, die Abstände zu wahren. Weil es in den Produktionshallen mitunter sehr laut ist, konnte dank High-Tech-Kopfhörern sichergestellt werden, dass sich Kandidaten und Experten akustisch bestens verstehen konnten. Zur Regel dürften solche Kopfhörer aber wohl dennoch nicht werden, weil sie teuer seien und daher nicht überall zur Verfügung stünden, so Beat Buob. Er hatte seine Kopfhörer von zu Hause mitgebracht.
Neben diesen technischen Vorbereitungen galt ansonsten das gewohnte inhaltliche Prozedere: «Ich gehe jeweils das Arbeitsbuch der Lernenden durch, mache mir Notizen, schreibe Fragen auf und teile diese auf die sechs Stunden dauernde Prüfung auf», so Buob. Er überlege sich zudem, wie auf die Besonderheiten der jeweiligen Betriebe konkret eingegangen werden könne. «Wir wollen immer den Bezug zur Praxis erfragen.» Es soll also möglichst nicht nochmals das Theorie-Wissen aus dem Berufskunde-Unterricht abgefragt werden. Meistens seien die Lernenden auch froh, wenn sie in die Tiefe gehen können.
Wie wichtig die praktische Prüfung für die jungen Berufsleute ist, merke man häufig daran, dass sie am liebsten wirklich alles, was sie zu einer Anlage oder einem Produktionsschritt kennen, erzählen möchten. Wobei er als Experte inzwischen – Beat Buob feiert bald 35 Jahre bei Emmi – verlässlich merkt, wer mit einem Wortschwall Unsicherheit überdeckt und die Prüfung selber steuern möchte und wer die Fabrikationsabläufe wirklich verinnerlicht hat. «Starke Milchtechnologen erkennt man daran, dass sie gut in die Hand ihrer Arbeitskollegen arbeiten können, weil sie auch erkennen, wo die Produktion steht und wie sie weitergeht», ist Beat Buob überzeugt. Vernetztes Denken eben. Eine Qualität, die über Generationen hinweg und ungeachtet der technischen Hilfsmittel gefragt bleibt.