Milch dekoration
15.03.2021

"Mejerist" in der Schweiz

Vor 23 Jahren sind die Eltern von Sibylle Grivel nach Dänemark ausgewandert. Die 19-Jährige hat in Odense vor einem Jahr mit der Ausbildung als Milchtechnologin begonnen – und findet für den praktischen Teil ihrer Lehre nun wieder den Weg zurück in die Schweiz.


Milchprodukte sind auch in Skandinavien äusserst beliebt und dementsprechend braucht es Profis, welche die Milch verarbeiten können. Sogenannte «mejerister», Molkereiangestellte, sorgen in Dänemark dafür, dass es eine reiche Auswahl an Käsen, Joghurts oder Glacés hat. Mit Arla Foods ist eines der zehn weltweit grössten Molkereiunternehmen in Dänemark beheimatet. Daneben gibt es kleine, gewerbliche Betriebe. Ganz ähnlich wie in der Schweiz.


Blockweise Berufsbildung in Dänemark

Im Unterschied zur schweizerischen Berufsbildung geschehen die Ausbildungen in Dänemark in der Berufsfachschule und im Lehrbetrieb blockweise. Sibylle Grivel hat im vergangenen März am Kold College auf der Insel Fünen zuerst 20 Wochen lang einen Basiskurs besucht, sich in einem weiteren Kurs die Grundlagen ihres Wunschberufs geholt und kam erst dann für 4 Monate in einen Lehrbetrieb.


Die insgesamt vier Blöcke, in denen die dänischen Lernenden in einem Lehrbetrieb die Praxis kennen lernen, müssen bei zwei unterschiedlichen Firmen absolviert werden. Sibylle Grivel suchte nach einem grossen Unternehmen, das viele unterschiedliche Produkte herstellt, damit sie ein möglichst breites Spektrum der Kompetenzen abdecken kann. Irgendwann kam sie auf die Idee, in der rund 1300 km entfernten Heimat ihrer Eltern nach einem Ausbildungsbetrieb zu suchen.


Sehnsucht nach der Schweiz

Sibylle Grivels Vater erhielt vor rund zwei Jahrzehnten eine Stelle als Forscher in Materialphysik am dänischen Nationallabor in Roskilde. Ihre Mutter würde als Violinenlehrerin auch im Ausland eine Stelle finden. So zog die junge Familie ins Ausland, wo Sibylle Grivel und ihr jüngerer Bruder geboren wurden. Zu Hause wurde Französisch gesprochen, sodass die Kinder in einem zweisprachigen Umfeld aufwuchsen. «Ich mag die französische Sprache einfach lieber», meint die junge Milchtechnologin. Und sie mochte den Rest ihrer Familie – Grosseltern, Tanten, Onkel, Cousins – wieder vermehrt in ihrer Nähe wissen. Ein beruflicher Stage sollte dies begünstigen.


Das Kold College, übrigens die einzige Bildungsstätte für Milchtechnologen in ganz Skandinavien, lässt grenzüberschreitende Berufsausbildung grundsätzlich zu – allerdings bedeutete es für Sibylle Grivel zuerst viel administrativen Aufwand in Form von Übersetzungen. Die Schule brauchte den Nachweis darüber, was ihre Schülerin wie lernen kann und natürlich ein gültiges Arbeitspapier.


Auswandern in die andere Richtung

Im vergangenen Herbst war es mit ein bisschen Verzögerung schliesslich soweit und Sibylle Grivel wanderte zumindest für ein paar Monate in die Gegenrichtung ihrer Eltern aus. Bei der Estavayer Lait SA (ELSA) übt sie erstmals die praktische Seite ihres Wunschberufs aus. Zum ersten Mal wohnt sie allein und viel weiter weg von der Familie als sonst im Internat des Colleges. «Ich bin sehr zufrieden, diese lehrreiche Erfahrung gemacht zu haben», bilanziert Sibylle Grivel nach ihrem ersten Stage. Im März 2021 geht es wieder zurück in den Norden und an den nächsten Block Unterricht, bevor sie im Herbst wieder nach Estavayer zurückkehren wird. «Die Eltern sind ein bisschen eifersüchtig, da sie eigentlich auch gerne wieder mehr in der Schweiz wären», verrät die junge Berufsfrau mit einem Lächeln. Sie freut sich bereits auf den nächsten Stage – auch weil sich ihr Berufswunsch im industriellen Betrieb mit seiner beeindruckenden Technik bestätigt hat. «Vi ses i Schweiz!» Auf Wiedersehen in der Schweiz!

Sibylle Grivel
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